Die KAL förderte zusammen mit der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen im Jahr 2016 die Aufnahme und Aufarbeitung der archäologischen Kleinfunde vom Marburger Schloss durch die Projektmitarbeiterin Dr. Eveline Saal. Bei der eindrucksvollen Großgrabung unter der Leitung von Dr. Christa Meiborg wurden in den Jahren 1989/90 im Sockelbereich des Westflügels mehrere Phasen einer Vorgängerburg aus der Zeit von 900 bis zum 12. Jahrhundert entdeckt. Insgesamt spannen die in den Siedlungsschichten geborgenen Fundobjekte einen zeitlichen Bogen von der frühesten Siedlungsphase der späten Karolingerzeit bis in die moderne Nutzungszeit des Landgrafenschlosses. Die Kleinfunde aus Metall, Glas, Keramik, Knochen und anderen Materialien wurden in einem Katalog, einer Datenbank sowie als Zeichnungen erfasst. Während der überwiegende Teil der Kleinfunde durch alltägliche und nützliche Gegenstände bestimmt wird, gibt es darunter aber auch Pretiosen: So etwa eine in die zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts datierende Schachfigur aus exotischem Elfenbein, die zu den höfischen Prestigeobjekten gezählt werden kann. Das Schachspiel war sicherlich den adeligen Burgbewohnern vorbehalten, die neben der Kenntnis der Spielregeln auch den Luxus der Freizeit besaßen.
Die Auswertung der Kleinfunde bildet einen Teil des großen Gesamtprojektes zum Marburger Schloss, das bis Ende 2021 abgeschlossen sein soll und einen großen Wissensgewinn zur Siedlungsgeschichte Marburgs erbringen wird (siehe Link).